Die Schwiegertochter

Goethe schätzte und mochte seine Schwiegertochter namens Ottilie sehr. Ihr Leben und die Zeitumstände sowie wichtige Personen der Epoche stellt Dagmar Gersdorff, eine erfahrene Biografin historischer Persönlichkeiten, ausführlich dar. Ottilie, Die Schwiegertochter Freiin von Pogwisch, wird von ihren Zeitgenossen als anmutig, charmant, liebenswürdig, geistreich und intelligent geschildert. Freilich erscheint sie in vielen Situationen auch als exaltiert, launisch, verschwenderisch. Goethe sah ihr dies nach, brachte sie doch Leben in sein Haus; zudem war sie eine wache, kompetente und vor allem einfühlsame Gesprächspartnerin. Deshalb hat er mit ihr u.a. auch den Text von Faust II noch einmal durchgesprochen. Seinen Sohn August heiratete sie mehr aus dem Wunsch, in der Nähe des Dichterfürsten zu sein. Sie liebte schwärmerisch verschiedene geistreiche jüngere Männer, die sie mit Rat und Tat in ihrem Schaffen förderte. Die Ehe mit August litt natürlich darunter. Die faktenreiche Lebensbeschreibung widmet sich ihrer Familie, ihren Freundinnen, ihren Kindern und ausführlich ihren Freunden und zeichnet ein detailreiches Bild der damaligen Lebensumstände. Die eingefügten Gedichte Ottiliens zeigen sie als gewandte Dichterin mit leichter und witziger Feder. Die Anordnung der 10 Kapitel folgt dem Lebenslauf, sie haben aber eine gewisse thematische Selbständigkeit. Dankbar wäre man deshalb der Autorin, hätte sie zum Namensregister auch einen tabellarischen Lebenslauf gestellt. Viele Schwarz-weiß-Bilder, meist als Stiche, vergegenwärtigen den Lesern Ottilies Zeitgenossen.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Schwiegertochter

Die Schwiegertochter

Dagmar von Gersdorff
Insel Verlag (2021)

311 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 989627
ISBN 978-3-458-17946-7
9783458179467
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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