Frauen Literatur
Wissen Sie, wie viele Bücher von Frauen in Ihrer Bücherei stehen? Wahrscheinlich haben Sie noch nie darüber nachgedacht. Schreiben Frauen über Frauenthemen und nur für Frauen? Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert hat eine Streitschrift
für die Entdeckung von Schriftstellerinnen verfasst. Sie fragt, was „Frauenliteratur“ überhaupt ist und wirft den Begriff sogleich über Bord. Die Streichung des Wortes „Frauen“ auf dem Cover verneint nicht nur diesen Literaturbegriff, sondern symbolisiert auch das Vergessen zahlreicher Autorinnen. Romane von Frauen werden seltener und anders besprochen als die ihrer männlichen Kollegen. An Schulen und Universitäten wird Literatur von Frauen nachrangig behandelt. In einem historischen Abriss, der mit Sophie von La Roche beginnt, zeigt sie die schwierigen Lebensumstände schreibender Frauen. Seifert entlarvt die Gründe für die abwertende Rezeption von Autorinnen und die fehlende Aufnahme in einen literarischen Kanon. Zur Verdeutlichung vergleicht sie Fontanes „Effi Briest“ mit Gabriele Reuters „Aus guter Familie“. Umfangreiches Quellenmaterial erleichtert eine weitere Beschäftigung mit dem Thema und macht Lust auf die Entdeckung vergessener Schriftstellerinnen. Ein Buch, das den Bestandsaufbau jeder Bücherei hinterfragt. Unbedingt einstellen!
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.

Frauen Literatur
Nicole Seifert
Kiepenheuer & Witsch (2021)
217 Seiten
fest geb.