Imperial Bedrooms
Der 1964 geborene Autor hat mit seinem Debütroman "Unter Null" (1985; 1988 verfilmt) die amerikanische Literaturszene aufgewirbelt, nicht ohne Einfluss auf die deutsche Popliteratur. Der Plot des neuen Romans mit dem Titel "Imperial Bedrooms", welcher
der Einfachheit halber erst gar nicht ins Deutsche übersetzt ist, kehrt an den ursprünglichen Tatort zurück. Der Protagonist, der Drehbuchautor Clay, ein offenbar erfolgsverwöhnter Insider der Filmbranche, kehrt nach 25 Jahren nach Los Angeles zurück und muss feststellen, dass sich die lax-nihilistische Lebenseinstellung seiner früheren Bekannten um kein Haar gewandelt, nur intensiviert hat. Aus der coolen MTV-Generation ist ein dekadentes Luxusvölkchen geworden, das sich mit Drogen, Sex und Parties betäubt. Ellis gelingt es abermals, die unter der Oberfläche schlummernde Paranoia der Figuren in fast filmisch wiedergegebenen Szenen und Dialogen hörbar zu machen; die Realität ist in der Ära von iPhones und Internetvideos längst zur Simulation geworden. In rasanter Schnittfolge enthüllt Ellis die Leere seiner Personen, ihre "Angst vor allen" und ihre mühsam unterdrückte Sehnsucht nach Erklärungen. Einige knappe Szenen à la "American Psycho" sind Geschmackssache. Für den Leser bleiben viele Fragen offen, wohl auch für den Autor. Eine Lektüre, die einen gespaltenen Eindruck hinterlässt. (Übers.: Sabine Hedinger)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.

Imperial Bedrooms
Bret Easton Ellis
Kiepenheuer & Witsch (2010)
214 S.
fest geb.