Denken mit dem eigenen Kopf

Der Autor Peter Schneider, Linksintellektueller der 68er-Generation, versteht seinen Sammelband als "Bildungsroman seines Verstandes". Dazu muss man wissen, dass er sich aus der Ecke der Alt-68er wegbewegte und da, wo er sich geirrt hatte, dies eingestand. Denken mit dem eigenen Kopf Die in diesem Band versammelten Essays der letzten 30 Jahre, die er für diverse deutsch- und englischsprachige Zeitungen und Zeitschriften schrieb, hat Schneider gekürzt und in der Regel mit Notizen versehen, die eine bessere Einordnung ermöglichen sollen. Zudem hat er seine Beiträge thematisch zusammengefasst. Schneider, der verschiedentlich als Gastdozent in den USA war, erlebte von dort aus die Maueröffnung und Wiedervereinigung Deutschlands. Aber auch später lebte er lange Zeit in den USA, weshalb sowohl seine Heimat Deutschland als auch die USA einen großen Raum in dem Band einnehmen. Nach der Wiedervereinigung setzte sich Schneider mit dem Rassismus und Rechtsextremismus in Ostdeutschland auseinander und beschreibt eindrücklich, wie er mit rechten Jugendlichen in Kontakt kam. Schneider sprach sich zwar gegen die Formulierung eines "gerechten Kriegs" gegen den Irak aus, war aber zuvor im Gegensatz zu den Linksintellektuellen in Deutschland für ein Eingreifen im Bosnien- und im Kosovo-Krieg. - Auch wenn der eine oder andere Name und zeitgeschichtliche Detail dem heutigen Leser nicht mehr präsent sein wird, so sind diese Essays noch immer lesenswert. Denn in allen seinen Texten plädiert Schneider dafür, mit dem eigenen Kopf zu denken und sich nicht dem Denken der Gruppen unterzuordnen, denen man meint, angehören zu müssen.

Helmut Lenz

Helmut Lenz

rezensiert für den Borromäusverein.

Denken mit dem eigenen Kopf

Denken mit dem eigenen Kopf

Peter Schneider
Kiepenheuer & Witsch (2020)

356 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600432
ISBN 978-3-462-05379-1
9783462053791
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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