Das goldene Palais
Einst sandte der jüdische Bankier Max Goldmann seine Söhne aus, um Finanzhäuser in den Metropolen der Welt zu eröffnen. Seit Generationen gilt es, durch Heirat untereinander die Familienbande und die Partnerschaft unter den Bankhäusern zu festigen.
So soll nun Greta, der jüngste Spross der österreichischen Goldmann-Dynastie, Albert, den Sohn des englischen Zweiges, ehelichen. Obwohl sie eine willensstarke und unkonventionelle moderne Frau ist, fügt sie sich in die arrangierte Ehe und findet nach anfänglichen Schwierigkeiten in England ihr Glück und die Liebe. Sie sucht sich in den Wirren des Krieges mithilfe Ihrer Schwiegermutter eine Nische und gründet eine Gartenschule und ein Hospiz für Wöchnerinnen. Obwohl sie Österreicherin ist, schlägt ihr in England der Unmut über deutsche Juden entgegen. Außerdem nagt die Sorge um ihren Bruder und ihren Mann an ihr, die auf verschiedenen Seiten im Krieg kämpfen. - Natasha Solomons schildert in ihrem fünften Roman (zul. "Ein letztes Lied für dich", Besprechung nur online) in einem angenehm flüssigen Sprachstil die Saga eines weltumfassenden Bankhauses (erinnert an die Rothschild-Dynastie) in einem gut recherchierten historischen Kontext. So wird immer wieder deutlich, dass zwar Geld Macht bedeutet und das Geld der Goldmanns gerne zu Finanzierung des Krieges genommen wird, aber sie sich aus der Politik herauszuhalten haben. Die Autorin macht an der Protagonistin deutlich, wie sich die angsterfüllte, hoffnungslose Atmosphäre des Krieges auch auf die jüdische Aristokratie auswirkt. Packende jüdische Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges und für jede Bücherei zu empfehlen. (Übers.: Martin Ruben Becker)
Elisabeth Kemper
rezensiert für den Borromäusverein.

Das goldene Palais
Natasha Solomons
Kindler (2019)
604 S.
fest geb.