Gebt mir etwas Zeit
Hape Kerkeling, seit nunmehr 40 Jahren zu Deutschlands Entertainer-Elite zählend, hat wieder mal ein Buch geschrieben. Wer es noch nicht wusste: Hape ist leidenschaftlicher Familienforscher und stieß dabei auf ebenso skurrile wie überraschende Vorfahren.
Seine – mögliche/wahrscheinliche – Abstammung aus adeligem Hause ist derzeit in aller Munde. Nachdem seine vier Vorgängerwerke zu unterschiedlichsten Themen (Jakobsweg, Katzenliebe, Kindheit und Jugend) alle zu Bestsellern mutierten, katapultierten die Leser selbstverständlich auch Kerkelings jüngste Publikation in Windeseile an die Spitze der Bestsellerliste. In einer lockeren, unterhaltsamen und dabei stilistisch einwandfreien Sprache offenbart Hape seine Liebe zu den Niederlanden, erzählt von seiner ersten Liebe und schreibt sehr gefühlvoll von seiner Oma Bertha, deren Herkunft lange Jahre im Dunkeln lag. Kerkeling wühlte sich durch unzählige Stammbäume und Dokumente, um dem Geheimnis von Oma Bertha auf die Spur zu kommen. Hunderte Jahre reichen seine Forschungen zurück und so gelangen die Leser mit dem Autor in die Szenerie eines holländischen Bürgergeschlechts um 1620. Die Familiengeschichte der Kerkelinghs rekonstruiert Hape nun anhand historisch belegbarer, aber auch fiktiver Ereignisse. Dabei "mischt" er immer wieder autobiografische Begebenheiten unter jene aus dem frühen 17. Jh., was den Handlungsstrang abreißen lässt und den Erzählmodus etwas stört. Allerdings sieht man ihm das gerne nach, ist doch die Familienhistorie des passionierten Ahnenforschers kenntnisreich und unterhaltsam präsentiert. – Abermals ein veritabler Hape-Bestseller, der letztendlich der Frage auf die Spur geht, ob Edward VII. von England tatsächlich Kerkelings Uropa ist oder nicht. Da macht das Lesen Spaß – vom ersten Wort an.
Sabine Tischhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Gebt mir etwas Zeit
Hape Kerkeling
Piper (2024)
367 Seiten : Illustrationen (farbig)
fest geb.