Mrs England
Das Kindermädchen Ruby May findet 1904 in West Yorkshire eine Anstellung. Sie soll für die vier Kinder des Ehepaars England sorgen und reist dazu auf den entlegenen Familiensitz der mächtigen Mühlendynastie. Dort hofft sie auf einen Neuanfang und
ist froh, dass sie freundlich vom Hausherrn empfangen wird. Auch mit den Kindern kommt sie gut zurecht, aber Mrs England umhüllt etwas Mysteriöses. Sie zeigt keine Anteilnahme an den Kindern, wirkt häufig geistig abwesend und distanziert. Ruby möchte an diesem entfernten Ort ihr Kindheitstrauma hinter sich lassen. Wie entwickelt sich die Beziehung dieser beiden unterschiedlichen Frauen, die mehr verbindet, als sie ahnen? – Stacey Halls hat in ihrem neuen Roman wieder willensstarke Frauen charakterisiert, schildert sehr vielschichtig und geheimnisvoll, wie sich das Leben als Kindermädchen im fernen Yorkshire zu Anfang des 20. Jh. anfühlt. Verstärkt wird dies durch das düstere Setting, die einsame Landschaft und dahingeworfenen Andeutungen des Personals. Leider bleibt die Spannung etwas unterschwellig und nimmt erst gegen Ende des Romans Fahrt auf. Trotzdem ein leicht zu lesender angenehmer Roman für alle Büchereien.
Elisabeth Kemper
rezensiert für den Borromäusverein.

Mrs England
Stacey Halls ; übersetzt aus dem Englischen von Alexander Wagner
Piper (2024)
376 Seiten
kt.