Brunnenstraße

Nach den autobiografisch angehauchten Romanen "Ein allzu braves Mädchen", der Reihe "Die Bundschuhs" (zul. "Woanders ist es auch nicht ruhiger", BP/mp 21/685) und anderen Bestellern legt die beliebte Film- und Fernsehschauspielerin hier ihre Autobiografie Brunnenstraße mit einigen romanhaften Passagen vor. Ein traurig stimmender Rückblick auf die entbehrungsreiche Kindheit und Jugend eines Mädchens in der schwäbischen Provinz und doch ein reichlich Hoffnung verströmendes Buch über die Kraft, positiv in die Zukunft zu blicken und sie zu meistern. Verzwickt waren die Familienverhältnisse: Andreas Mutter war die Geliebte ihres Vaters, der mit einer anderen Frau verheiratet war. Im Alter von acht Jahren zog sie zusammen mit ihrer bis dahin alleinerziehenden Mutter zu ihrem Vater, einem erfolgreichen Journalisten, der ihr freilich fremd geblieben ist. Doch das änderte sich, als er keine lukrativen Aufträge mehr erhielt, an Alzheimer erkrankte und zum Pflegefall wurde. Während die Mutter im aufreibenden Krankenhaus-Schichtdienst nun für den finanziellen Unterhalt der Familie aufkam, musste Andrea die häusliche Krankenpflege für ihren dementen Vater bis zu dessen Tod mit all den damit zusammenhängenden Problemen übernehmen, von denen sie freilich überfordert war. Höchst eindrucksvoll und emotional berührend ist das alles geschildert und geprägt von dem Bewusstsein, auch die schwierigsten persönlichen Anforderungen mit Zuversicht und Engagement überwinden zu können.

Hannes S. Macher

Hannes S. Macher

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Brunnenstraße

Brunnenstraße

Andrea Sawatzki
Piper (2022)

167 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 999256
ISBN 978-3-492-07053-9
9783492070539
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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