Der Aufruhr unserer Herzen
Costanza wächst in den 1960er-Jahren im gelben Haus auf, das in einem abgeschiedenen Tal in Venetien steht. Ihre Mutter Augusta musste als Kind noch in einer Fabrik arbeiten, bis sie im Jahr 1938 in Mailand für zwei Jahre eine Stelle bei einer Familie
antreten musste. Jahre nach ihrer Rückkehr in die Heimat heiratet sie inzwischen 30-jährig unwillig den 50-jährigen Tiziano, der auf einen Erben hofft. Stattdessen wird Costanza geboren, die, ungeliebt von der Mutter, im Jugendalter über die Stränge schlägt. Tagelang kommt sie nicht nach Hause, schwänzt die Schule und haut immer wieder für einige Zeit ab, bis sie Claudio kennenlernt und mit ihm nach Rom zieht. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch Claudio dealt mit Drogen und ist selbst drogenabhängig. Allen Warnungen zum Trotz bleibt Costanza bei ihm, hilft ihm aus verfahrenen Situationen und bringt ihn schließlich in ein obskures Rehazentrum zum Drogenentzug. Aus der Beziehung geht Tochter Gaia hervor und als deren Großmutter Augusta erkrankt, zieht Costanza mit ihrer Familie zu ihr ins gelbe Haus. Es dauert Jahre, bis sie sich von ihrer Vergangenheit befreien kann. Wird auch Gaia neue Wege gehen? Der Roman springt in verschiedene Zeitebenen, die Jahreszahlen sind den Kapiteln vorangestellt. Um die Vielzahl an Protagonisten jeweils zuzuordnen zu können, lohnt es sich, die Übersicht am Ende des Romans zu nutzen. Die Erzählform wechselt sich ab mit Kapiteln, in denen die Protagonisten selbst zu Wort kommen. Das alles fordert konzentriertes Lesen ein, das belohnt wird mit einer ausdrucksstarken, aber zurückhaltenden Sprache und dem Einblick in die Lebenswelt der ländlichen Bevölkerung in Venetien von den 1950er-Jahren bis ins Jahr 2013. Empfehlenswert.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Aufruhr unserer Herzen
Ginevra Lamberti ; aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Piper (2024)
263 Seiten
fest geb.