Felix und Felka

Felix Nußbaum und Felka Platek leben 1933 als Künstler in der Villa Massimo in Rom, als ein in Handgreiflichkeiten ausartender Angriff wegen einer vermeintlich gestohlenen Bildidee sie zum Verlassen des römischen Exils zwingt. Zurück nach Deutschland Felix und Felka können sie nicht, so ziehen sie zunächst in Italien hin und her, schließlich ziehen sie nach Paris, dann nach Belgien. In Brüssel werden sie am 20. Juni 1944 von der Gestapo aufgespürt und in das Konzentrationslager Mechelen verbracht, von dem sie am 31. Juli 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert werden. Hans Joachim Schädlich erzählt die (wahre) Fluchtgeschichte des bekannten jüdischen Malerpaares collagenartig in Briefen, Schilderungen von Beobachtern und kurzen Dialogen, die er in äußerst reduzierter Sprache darstellt. Gerade an diese drastisch verkürzte, minimalistische Sprache muss man sich gewöhnen und das ist nicht leicht. Die Dialoge, die Schädlich erfindet, sollen nicht unterhalten, sondern nur so knapp wie möglich Informationen vermitteln. Das macht sie mitunter unglaubwürdig, aber darauf kommt es Schädlich nicht an. Schließlich nämlich geht das Buch gerade deswegen unter die Haut. Die Angst und die Verzweiflung des Lebens im Exil werden erlebbar, das unvermeidliche Ende rückt regelrecht spürbar näher. Schädlich ist ein Meister der Erzählkunst, der mit "Felix und Felka" wieder einmal beweist, dass man nicht viele Worte machen muss, um große Gefühle zu erzeugen. Für literarisch und kunstgeschichtlich interessierte Leser/innen in größeren Beständen.

Michael Ziemons

Michael Ziemons

rezensiert für den Borromäusverein.

Felix und Felka

Felix und Felka

Hans Joachim Schädlich
Rowohlt (2018)

201 S.
fest geb.

MedienNr.: 592510
ISBN 978-3-498-06437-2
9783498064372
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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