Kaisers Rumpelkammer

Simon Winder, dessen mit trockenem Humor gewürzte Geschichtsbetrachtung "Germany, oh Germany" (BP/mp 10/576) für große Begeisterung sorgte und ihm viel Anerkennung einbrachte, nimmt nun die Geschichte der Habsburger unter seine spezielle Lupe, indem Kaisers Rumpelkammer er auch hier nicht die geschichtlichen Abläufe nacherzählt, sondern ihm bedeutend erscheinende Personen, Geschehnisse oder Orte als Bezugspunkte ausweist, an denen sich das für die Habsburger Charakteristische (u.a. Militär, Machtverständnis, Landgewinn und -erhalt) ablesen lässt. Deshalb verliert er sich auch nicht in der Beschreibung konfuser dynastischer Verwicklungen und mühsam ausgehandelter Eheveträge, sondern betont, dass er sich aus dem historischen "Sammelsurium" das herauspickte, was ihm wichtig war und was ihn faszinierte. So trifft der Autor z.B. im Kapuzinerkloster zu Brünn auf die Mumie des ebenso gewalttätigen wie charismatischen Pandurenführers Franz Freiherr von Trenck, der seine Freischärler gegen alle kämpfen ließ, die die Macht der Habsburger bedrohten, und erläutert an diesem Beispiel die Schwierigkeiten an den Grenzen sowie die Eroberungsgelüste der Nachbarstaaten. In dieser sehr persönlichen Art, zudem durch humorvolle, ironisch-kritische Formulierungen sowie durch eingestreute Bezüge zur Gegenwart vermittelt Winder ein plastisches Bild der Habsburger-Familie.

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kaisers Rumpelkammer

Kaisers Rumpelkammer

Simon Winder
Rowohlt (2014)

718 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 776256
ISBN 978-3-498-07257-5
9783498072575
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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