Der Turm

Spitzeleien, Essensrationierungen und Ausreiseanträge, von all dem haben die Bewohner des Turms die Nase voll. Sie flüchten sich lieber resigniert in ihren Elfenbeinturm und ergehen sich in ihrer Vorstellung eines früheren, bildungsbürgerlichen Der Turm Dresdens, das längst der Geschichte angehört. Und doch geraten sie immer wieder in den Konflikt zwischen Aufbegehren und Anpassung: Da wäre Richard, verheirateter Chirurg und Vater zweier Söhne, dessen Affäre und uneheliches Kind ihn für die Stasi erpressbar machen; Meno, der als Lektor in einem bibliophilen Verlag literarische Freiheit zu finden versucht, doch immer wieder von der Zensur eingeholt wird; oder Christian, der eigentlich wie sein Vater Medizin studieren wollte, sich deshalb jedoch für drei Jahre bei der NVA verpflichten muss, wo er die ganze Härte des Systems zu spüren bekommt. Sie alle tragen irgendwie dazu bei und treiben letztlich doch machtlos auf die große Wende zu, als 1989 die Mauer fällt und das Leben wie sie es kannten, beendet. - In episch-lyrischer Sprache entführt Uwe Tellkamp in das ehemalige Dresden, wo er die Lebensläufe dreier Generationen teils in nostalgischer, teils kritischer Sichtweise verfolgt. Rührende Erinnerungen an Pittiplatsch und Spreewaldgurken reihen sich neben Stasispitzelei und Restriktionen. Lebensnah und einfühlsam wird der Leser auf beinahe tausend Seiten Zeuge der Zeit vor der großen Wende. Ein wirklich eindrucksvolles Werk über die deutsche Geschichte, unbedingt lesenswert! Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2008.

Sonja Schmid

Sonja Schmid

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Turm

Der Turm

Uwe Tellkamp
Suhrkamp (2008)

972 S.
fest geb.

MedienNr.: 294682
ISBN 978-3-518-42020-1
9783518420201
ca. 24,80 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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