Hundert Augen

Kentukis sind der letzte Schrei und erfreuen sich rasant steigender Beliebtheit in den unterschiedlichsten Haushalten. Kentukis sind akkubetriebene Plüschtiere auf Rädern, die mit einer in den Augen sitzenden Kamera versehen sind und von einem User Hundert Augen über WLAN gesteuert werden können. Wer einen Kentuki besitzt, kann diesen aber nie selbst steuern. Dies tut stets ein unbekannter User, der wahllos zugeteilt wird und mit dem man nicht kommunizieren kann. Vom Kleinkind bis zur Großmutter, ob alleinstehend oder in der Familie, kaum einer kann sich der Faszination der Kentukis entziehen und viele erhoffen sich Gesellschaft und neue Freundschaften. Nur wenige erkennen auch die Gefahren, die dahinterstecken können. - Die Autorin hat mit den Kentukis ein Sinnbild für all die modernen interaktiven Geräte und sozialen Medien geschaffen. In wechselnden Perspektiven erzählt sie von Besitzern und Usern und welche Gefühle sie mit den Geräten verbinden und teilen. Dabei entstehen tatsächlich Freundschaften, es werden Leben gerettet und Kunstwerke geschaffen, aber es zeigen sich auch Verbrechen und Perversitäten, die sowohl User als auch Besitzer ängstigen. Diese moderne Parabel zeigt auf, wie gefährlich die Anonymität der vernetzten Welt ist und wie leichtgläubig wir alle damit umgehen. Ein spannendes und wichtiges Buch!

Stefanie Simon

Stefanie Simon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hundert Augen

Hundert Augen

Samanta Schweblin ; aus dem Spanischen von Marianne Gareis
Suhrkamp Verlag (2020)

251 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 966458
ISBN 978-3-518-42966-2
9783518429662
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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