Gelegenheiten

"Gelegenheiten" passt gut als Titel für Jürgen Beckers gesammelte Erfahrungs- und Zeitzeugenprotokolle: Reden und Essays, Gespräche und Rezensionen aus fast sechs Jahrzehnten. Es sind Dokumente einer schreibenden Existenz. Der 1932 in Köln geborene, Gelegenheiten in den 1940er Jahren in Erfurt lebende, 1950 an den Rhein zurückgekehrte, heute im bergischen Odenthal beheimatete Jürgen Becker hat reichliche Auskünfte über seine literarische Arbeit gegeben. Er hat die öffentliche Aufgabe der Sprache bekräftigt, sein verstreutes Hinausschauen am Schreibtisch erklärt, über seine Zeit ohne Wörter - stattdessen mit Fotojournalen - berichtet; er hat sich mit Uwe Johnson beinahe über die Gräber ihrer beider Mütter in der DDR zerworfen. Man erfährt viel über das Schreiben und Hören, über die Gelegenheiten, die kleine literarische Sachen ausmachen. Das sind auch die Reden, die Becker bei diversen Preisverleihungen gehalten hat, als Dank und als Lob. Eine persönliche Geschichte der Augenblicke, ein Lesebuch über Schreibkunst und Imagination, über die Idylle vor dem Fenster und den Schrecken aus den Mediennachrichten, ein "Geschichtennetz", das Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll und zugleich unaufwendig verbindet. Gehört fest zum Werk des Autors, größeren Beständen sehr zu empfehlen.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Gelegenheiten

Gelegenheiten

Jürgen Becker
Suhrkamp (2018)

suhrkamp taschenbuch ; 4831
415 S.
kt.

MedienNr.: 595863
ISBN 978-3-518-46831-9
9783518468319
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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