Ein Mann seiner Klasse
Der schon vor seinem Erscheinen mit Spannung erwartete autobiographische Roman von Christian Baron schildert seine Kindheit und Jugend in einer Unterschichtfamilie in Kaiserslautern. Der alles dominierende Vater, ein Möbelpacker und Trinker, der seine Frau und die Kinder schlägt; seine Mutter, eine unvollendete Träumerin und Dichterin, die an Krebs verstirbt, als der Autor zehn Jahre alt ist. Rings herum ein Milieu aus sozialem Prekariat - das Herz durchaus am rechten Fleck, aber an der Gesellschaft zerbrechend. Baron berichtet in vielen Vignetten aus dieser Kindheit, teils in direkter Erinnerung, teils berichtet er durch die Erzählung von Freunden und Verwandten. Das gelingt teilweise in einer erzählerischen Brillanz, die beklemmend macht. Allerdings nimmt insgesamt die Gestalt des Erzählers selbst zu breiten Raum ein, er, dem es hochbegabt gelingt, nach dem Tod seiner Mutter aus diesem Milieu auszubrechen. Einen gewissen Stolz und auch eine gewisse Eitelkeit kann man hier dem Autor nicht absprechen. Die interessanteren Gestalten wie Vater, Mutter, Tante, Onkel, Bruder, Schwestern, sie bleiben im Vergleich oft unzugänglich. Der Roman sei trotzdem empfohlen.
Friedrich Röhrer-Ertl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Mann seiner Klasse
Christian Baron
claassen (2020)
280 Seiten
fest geb.