Nach Mitternacht

Frankfurt 1936. Die 19-jährige Ich-Erzählerin Susanne Moder, genannt Sanna, wurde drei Jahre zuvor nach Köln zu ihrer Tante geschickt, wo sie sich in ihren Cousin Franz verliebt. Da der Tante die Liebesbeziehung nicht passt, denunziert sie Sanna, Nach Mitternacht worauf sie zu ihrem Halbbruder nach Frankfurt flieht. An dem Tag, an dem Hitler die Stadt besucht, kommt es auch zu einem Treffen mit ihrem Cousin. Sanna steht vor der Entscheidung, entweder ein dem System angepasstes Leben zu führen oder aus Deutschland zu emigrieren. - Sehr schnell wird klar, dass sich hinter dieser Figur viele biografische Bezüge zur Autorin (1905 – 1982) finden lassen. Sie überträgt ihre Fähigkeit des genauen Beobachtens auf Sanna und entwickelt das unerfahrene Dorfmädchen zu einer sensiblen, wachen Zeitzeugin, die nicht nur genau zuhört, sondern sich ihr eigenes recht kritisches Urteil bildet. – Irmgard Keun schrieb den Roman im Exil; erschienen ist er erstmals 1937 in den Niederlanden und gilt heute als wichtiger Bestandteil der Exilliteratur. Das Buch ist weitestgehend spannend und sogar unterhaltsam geschrieben. Die Leser/-innen werden durch den gesamten Text mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung vertraut gemacht und erleben, wie sich die Leute dem System immer mehr anpassen. Für alle geschichtlich interessierten Leser ist das Buch, das sehr pointiert die Vorgänge im Kleinen schildert, sehr zu empfehlen.

Gerd Fleder

Gerd Fleder

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nach Mitternacht

Nach Mitternacht

Irmgard Keun
claassen (2022)

207 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750025
ISBN 978-3-546-10034-2
9783546100342
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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