Leonardo da Vinci
Der 500. Todestag von Leonardo da Vinci (1452-1519) wirft seine Schatten voraus. Diese Publikation des US-Schriftstellers und Biografen (zul. "Steve Jobs", BP/mp 12/76) beansprucht im Untertitel, nicht eine, sondern DIE Biografie Leonardos zu sein.
Tatsächlich übertrifft ihr Umfang von 752 Seiten die Konkurrenz um Längen, was sich auch im Preis niederschlägt. Bevor der eigentliche Text beginnt, werden zunächst die Hauptpersonen (alphabetisch von Cesare Borgia bis Andrea del Verrocchio) und die Währungen in Italien um 1500 kurz vorgestellt. Dann folgt eine mit Werken Leonardos bebilderte Zeitschiene zu dessen Leben und Kunst sowie zu Geschichte und Wissenschaft seiner Zeit. Die sehr persönliche, etwas langatmige Einführung des Autors (eines Historikers), zu der es als Pendant auch noch eine Schlussbemerkung am Ende des Buches gibt, kündigt als Maxime der Arbeit an: "Leonardos wissenschaftliche Untersuchungen inspirieren sein künstlerisches Schaffen", werden aber im Laufe der Zeit immer mehr Selbstzweck. Denn Leonardo war "unfassbar einfallsreich, leidenschaftlich neugierig und auf mehreren Gebieten kreativ" und darin auch für uns heute ein Vorbild. Bei der Biografie geht der Autor chronologisch vor und bezieht hierbei immer auch die Kunstwerke der jeweiligen Lebensstufe ein. Dabei wird auf einzelne Werke ausführlich eingegangen, ebenso das historische, künstlerische und kulturelle Umfeld breit einbezogen. Auch fehlt nicht der "wissenschaftliche Apparat" (Anmerkungen in Endnoten, Literaturhinweise, Register). Eine sicherlich sehr gründliche Biografie, wobei jede Bücherei für sich entscheiden muss, ob nicht preiswertere Leonardo-Biografien für ihre Leser/innen auch ausreichen.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Leonardo da Vinci
Walter Isaacson
Propyläen (2018)
752 S. : Ill. (überw. farb.)
fest geb.