Die Zeit der Ruhelosen
Romain Roller ist gerade von einem Einsatz in Afghanistan zurück; körperlich unversehrt, aber sein Gefühlsleben ist Chaos. In einem Luxushotel, wo die Soldaten kurze Zeit zur Erholung einquartiert sind, lernt er die Journalistin Marion kennen, mit der er eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Marion ist die Frau des reichen Unternehmers François Vély. Osman Diboula, ein Farbiger aus den Pariser Vorstädten, hat sich bei den ausufernden Unruhen in den Banlieus als Vermittler betätigt und daraufhin einen Posten als Präsidentenberater bekommen. Er muss aber erkennen, dass in den elitären Kreisen Rassismus allgegenwärtig ist. Er wehrt sich gegen Beleidigungen und wird kaltgestellt. Als Vély, der Jude ist, mit antisemitischen Anschuldigungen konfrontiert wird, gibt Diboula in einem seriösen Blatt ein fulminantes Statement für ihn ab; das bringt für beide wieder die Wende zum Besseren. Als Diboula für eine Reihe von Managern eine Reise zu einer Messe nach Bagdad organisieren muss, lädt er auch Vély dazu ein. Roller hat sich unterdessen einer Sicherheitsfirma angeschlossen, die für den Geleitschutz in dem zerrissenen Land sorgen soll. Und in Bagdad treffen die Akteure, auch Marion, die als Reporterin dabei ist, dann unweigerlich zusammen. - Man bekommt hier eine Ahnung, wie es im inneren Zirkel des Elyséepalastes zugehen könnte. Es geht um eine abgehobene Kaste, von den Lebensumständen in den Vorstädten haben die allermeisten keine Ahnung. Thematisiert wird generell die gesellschaftliche Situation in Frankreich, speziell in Paris. Insgesamt ein beeindruckender Roman, der allen Büchereien zu empfehlen ist. (Übers.: Maja Ueberle-Pfaff)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Zeit der Ruhelosen
Karine Tuil
Ullstein (2017)
504 S.
fest geb.