Barbara
Wolf Biermann ist der heimatlose Heine der DDR. Der Diktatur hat der Liedermacher die Leviten gelesen, mit politisch provozierender Romantik und einer Melancholie, die das Vergnügen in der Traurigkeit entdeckt. Genau das ist das Rezept, das seine Liebesgeschichten so schmackhaft macht. Gemeint sind autobiografische Erlebnisse und Anekdoten aus einem bewegten Leben hüben wie drüben. Es kommen Stasibeamte und ehemalige SS-Männer vor, Schauspieler und Dissidenten, Stricher und Prostituierte. Für sie alle gilt, was in der Titelgeschichte über eine beißwütige Balletteuse einmal so ausgedrückt wird, dass eine verrückte Glückskatastrophe besser haften bleibt als ein gediegenes Liebesglück. Wolf Biermann erzählt, warum er bei der sexuellen Aufklärung eine Ohrfeige kassiert hat, wie Manfred Krug einen übereifrigen Grenzpolizisten düpierte und wieso sein kleinredendes Schmählied über die große Helene Weigel bei der abgelegten Brecht-Geliebten Ruth Berlau nicht ankam. Ein Lesevergnügen, mit heinescher Ironie erzählt, sehr empfehlenswert.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Barbara
Wolf Biermann
Ullstein (2019)
284 S.
fest geb.