Das Leben keiner Frau

Eben noch schmeißt die stellvertretende Chefredakteurin Mel ein rauschendes Fest in ihrer Wohnung anlässlich ihres 50. Geburtstages und schleppt ihren neuen Kollegen ab, um wenig später von ihrem Arzt zu erfahren, dass sie kurz vor den Wechseljahren Das Leben keiner Frau steht. Und überhaupt ist bei genauerer Betrachtung eigentlich gar nichts rauschend, sondern Melanie immerzu berauscht von zu viel Alkohol. Ihren Alltag dominieren eine neue junge Kollegin, die das Vertrauen des Chefredakteurs genießt und von Melanie als Bedrohung wahrgenommen wird, wechselnde Männer und ein Exmann, der ein Kind von seiner neuen, deutlich jüngeren Frau erwartet und dann endlich eine Begegnung auf einer Party mit Oskar, der ehrliche Absichten zu haben scheint. Doch die aufkeimende Romanze entpuppt sich als Fake, die beste Freundin erträgt Melanie nicht mehr und die Mutter stirbt im Heim, in das ihre Tochter sie kurz vorher verbannt hat. Im Fokus steht eine sich wundernde und fragende Frau, die nicht verstehen will, was mit ihr geschieht und warum alles immerzu schwierig ist. Rosales verbindet Sprache und Emotion auf meisterhafte Weise. Zweifel, Ablehnung, Rausch und Hass sind sprachlich so präzise ausformuliert und metaphorisch so spitz, dass es bei der Lektüre schmerzt, Melanie zu erleben. Ein zeitgenössisches Meisterwerk einer vielseitigen Autorin. Unbedingt zu empfehlen!

Christine Tapé-Knabe

Christine Tapé-Knabe

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Leben keiner Frau

Das Leben keiner Frau

Caroline Rosales
Ullstein (2021)

235 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 985392
ISBN 978-3-550-20163-9
9783550201639
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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