Columbusstraße
Tobi Dahmen lässt die Lesenden in diesem Mammutwerk von ca. 500 Seiten die Geschichte der Familie seiner Eltern miterleben. Aus Erinnerungen seines Vaters sowie einem reichen Schatz an Dokumenten, persönlicher, teils sehr euphemistischer Korrespondenz seiner beiden Onkel während ihrer Soldatenzeit, Interviews und Erlassen seitens der Regierung sowie offiziellen Schreiben der Wehrmacht zeichnet er ein eindrucksvolles Bild des Kriegsverlaufs. Die Familienidylle der Dahmens in Düsseldorf und der Funckes in Breslau wird durch den Zweiten Weltkrieg erschüttert, Überzeugungen und Werte fallen teilweise dem Verantwortungsgefühl für die Familie zum Opfer, während offene Meinungsäußerung und unangepasstes Verhalten geahndet werden. Tobi Dahmens Vater erlebt die Entwicklung des Naziregimes zunächst in Düsseldorf, dann bei Verwandten und in der Kinderlandverschickung, lernt Mitläufer und Anhänger des Regimes kennen, aber auch den Widerstand in der Bevölkerung. Die aktuelle Frage, ob man etwas hätte ändern können und ob Kriege unausweichlich sind, stellt sich nicht nur Tobi und seinem Vater. - Ein Werk, das man trotz des Umfangs nicht aus der Hand legen mag, vermittelt es doch sowohl textlich als auch zeichnerisch eindrucksvoll eine Fülle an historischen Fakten und Emotionen. Äußerst empfehlenswert für größere Bestände mit jugendlicher Leserschaft, da "Columbusstraße" sich auch sehr gut als ergänzendes Unterrichtsmaterial anbietet.
Margit Düing Bommes
rezensiert für den Borromäusverein.
Columbusstraße
Tobi Dahmen
Carlsen Verlag GmbH (2024)
527 Seiten
fest geb.