Ingeborg Bachmann

Die Bachmann-Kennerin Andrea Stoll erzählt das Leben der Dichterin chronologisch, beginnend mit ihren Problemen mit der Nazi-Ideologie während des Krieges und der frühen Trennung von ihrer Familie wegen ihres Studiums. Eingehend befasst sich die Ingeborg Bachmann Verfasserin mit dem widersprüchlichen Bild Bachmanns: Einerseits eine moderne, selbstbewusste und unabhängige Frau voller Lebenslust und andererseits eine gequälte, von Ängsten gepeinigte, medikamentenabhängige Schriftstellerin. Ihre scharfe Intellektualität und ihre poetische Sensibilität empfand sie selbst als unüberbrückbaren Gegensatz. Den Traum von einem freien Leben als Schriftstellerin verfolgte sie ehrgeizig und mit unbedingtem Willen, doch der Preis für ihre Freiheit war hoch. Die Kluft zwischen übermächtigem Kunstanspruch und weiblichen Sehnsüchten blieb für Ingeborg Bachmann unüberbrückbar. Hinzu kam ihr unsteter Charakter, ihr rastloses Reisen, immer zwischen ihrer Heimat Kärnten, Rom, Zürich, Paris und Berlin pendelnd. In ihrer dichterischen Überzeugung stellte sich Bachmann gegen den Philosophen Adorno, der der Auffassung war, nach Auschwitz dürfe es keine Gedichte mehr geben: "Solange das Schweigen die historische Last des Verschweigens in sich trägt, kann es auch nur mit den Mitteln der Sprache überwunden werden". - Anspruchsvolle differenzierte Darstellung des Lebens von Ingeborg Bachmann und ihren schwierigen Liebesbeziehungen zu Paul Celan, Hans Werner Henze, Max Frisch, mit einem Schwerpunkt auf ihrer Sprache und ihren Skrupeln beim Schreiben. Die eindrucksvolle, gut zu lesende Biografie hilft, die komplexe Persönlichkeit der Dichterin besser zu verstehen. Für Bachmann-Liebhaber ein Muss.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Ingeborg Bachmann

Ingeborg Bachmann

Andrea Stoll
C. Bertelsmann (2013)

381, [16] S. : Ill. [z.T. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 390886
ISBN 978-3-570-10123-0
9783570101230
ca. 22,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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