Der Buchhalter von Auschwitz
Ist jemand, der als junger Mann in der Verwaltung des Vernichtungslagers Auschwitz tätig war, sich aber nicht persönlich am Morden beteiligt hat, mehr als nur moralisch schuldig? Das Landgericht Lüneburg verurteilte 2015 in einem der letzten großen Naziprozesse den damals 94-jährigen Oskar Gröning zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen. Möglich wurde dieses Urteil durch ein neues Rechtsverständnis, nach dem nicht nur die unmittelbare Mordtat in einem Vernichtungslager strafwürdig ist, sondern auch die Beihilfe zu einer solchen Tat. Das Buch zeichnet diesen Prozess samt Vorgeschichte nach und erzählt das Leben des verurteilten Täters sowie dessen persönliche Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit. In einem dritten Teil werden die berüchtigte Ungarn-Aktion und das Schicksal einer überlebenden Jüdin geschildert. So bekommen auch die Opfer eine Stimme. - Das in einfacher und klarer Sprache verfasste Buch (mit Glossar und Kurzbiografien) bietet einen guten Einblick in die Mordmaschinerie der Nazis und berücksichtigt dabei sowohl die Täter- als auch die Opferperspektive. Der biografische Ansatz erleichtert gerade jugendlichen Lesern den Zugang zum Thema. Das Buch eignet sich auch gut für die schulische Arbeit und wird allen Büchereien unbedingt empfohlen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Buchhalter von Auschwitz
Reiner Engelmann
cbj (2018)
218 S. : Ill.
fest geb.