Mr. Loverman

Der aus Antigua stammende Emigrant Barrington Walker ist über 70 und sehr selbstbewusst. Immer elegant gekleidet und von seiner überragenden Intelligenz überzeugt – obwohl er es nicht auf die Universität geschafft und stattdessen als Maschinenschlosser gearbeitet hat – hat er mit seinem eigenen „Immobilienbusiness“ ein kleines Vermögen erwirtschaftet. Seit 50 Jahren ist er mit der strenggläubigen Carmel verheiratet, die nicht ahnt, dass ihr Mann sie nicht mit anderen Frauen, sondern mit seinem alten Jugendfreund Morris betrügt. Beide Männer haben - obwohl homosexuell - jeweils geheiratet und Kinder gezeugt, weil sie glaubten, zu einem heterosexuellen Leben verdammt zu sein. Doch Barry hält die Situation nicht mehr aus und will sich endlich outen und sich zu seiner großen Liebe Morris bekennen, nachdem die Einstellung zur Homosexualität in England sich allmählich verändert hat. Er schaut ein wenig zu gerne tief ins Glas und fühlt sich in der LGBTQ-Szene nicht wirklich aufgehoben. Im Gegenteil, er hat da eigentlich einiges auszusetzen und die Ansichten manches Gleichgesinnten laufen ihm völlig zuwider: Er will “weder ein rosa Schirmchen im Getränk noch ein elegantes Handtäschchen” tragen. Und in gesellschaftliche Schubladen will er sich gleich gar nicht einordnen lassen. "Ein echter Saga Boy bin ich noch. Immer noch rausgeputzt im schicken Zwirn, mit doch recht männlichem Gebaren." Mit viel Witz und Ironie zeichnet die Autorin des Bestsellers “Mädchen, Frau etc.” (BP/mp 21/453) auch sprachlich und nicht immer politisch korrekt ein Bild der englischen Gesellschaft und der karibischen Community mit ihren rassistischen Klischees im London um 2010. Der Roman ist vor 10 Jahren erschienen und erst jetzt übersetzt worden – ein großartiges Lesevergnügen!