Amerika

In den kleinen Ort Rillingsbach kommt der namenlose "Chronist". Er sitzt im Gasthaus "Schippen", dem letzten heruntergekommenen Überbleibsel des einst florierenden Hotels, und lässt sich die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner in den letzten Amerika Jahrzehnten erzählen. Martha, die Wirtin, der nicht mehr ganz zurechnungsfähige Kriegsheimkehrer Erwin, der eines Tages erschossen aufgefunden wird (Mord oder Selbstmord?), Hilde, genannt die "Wilde", berüchtigt für ihr wildes Treiben in den 60ern, der Dichter Schattenbach, glühender Nazi, der den Dorfkindern seine Werke vorliest, Alfred und Erna, die sich ihren Traum erfüllen und nach Amerika reisen (dort aber nur Orte besuchen, an denen berühmte Persönlichkeiten wie Kennedy und Martin Luther King getötet wurden), die Zwillinge Heinz und Erhard, die mit allem handeln, was gebraucht wird, bis zum Heroin, und auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, Pfarrer Holzknecht, der begnadete Kartenspieler und viele mehr bilden ein Panoptikum schräger Figuren. Kai Wieland zeichnet das Bild eines Dorfes im Schwäbischen in den verklärenden Erinnerungen seiner Bewohner, das auch stellvertretend für andere einen Abstieg erlebt. "Man kann die Zeit nicht beschreiben, man muss sie erlebt haben", so Hilde zum Chronisten. Ein kleines Buch, sprachlich angenehm zu lesen, unterhaltsam, nachdenklich. Allen Büchereien empfohlen,

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Amerika

Amerika

Kai Wieland
Klett-Cotta (2018)

240 S.
fest geb.

MedienNr.: 594344
ISBN 978-3-608-96261-1
9783608962611
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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