Der Wilde

Juan lebt mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Carlos in einem Viertel von Mexiko-City, das bestimmt wird von korrupten Polizisten und kriminellen Banden. Die rechtschaffenen Eltern nehmen ungeheure Mühen in Kauf, um ihre Söhne in eine gute Der Wilde Schule zu schicken. Und dort erfährt der kleine Juan zum ersten Mal so richtig die Ungerechtigkeiten des Systems. So wie Carlos vorher beendet auch er die Schule nicht. Der Bruder verdient zuerst nur mit der Aufzucht von Chinchillas Geld, handelt aber dann zunehmend mit Drogen, verdient dabei riesige Summen, und zieht die Aufmerksamkeit der "guten Jungs" des Viertels, einer fanatischen religiösen Gruppierung, auf sich, die ihn unter den Augen der Polizei irgendwann ermorden. Carlos hatte sich geweigert, den Polizeichef an seinen Einnahmen zu beteiligen, Die Eltern verkraften seinen Tod nicht und nehmen sich wenige Jahre später das Leben. In Juan nimmt immer mehr ein Racheplan Gestalt an. - Diese Icherzählung ist eine Geschichte von Verlust, Tod, Verrat und später Rache. Beschrieben wird in dieser fulminanten, manchmal ausufernden Geschichte ein wildes, anarchisches Leben, teilweise wohl mit autobiografischen Zügen. Auch der Autor hat in seiner Jugend viel Gewalt erlebt. Es gibt immer wieder unwahrscheinliche, unlogische Begebenheiten. Das ist eigentlich schade, da die Beschreibungen der Lebensumstände dieser Zeit in Mexiko durchaus einfühlsam und interessant gestaltet wurden. Das Versprechen zu Anfang wird letztlich nicht eingelöst. Eine ambivalente Geschichte des Autors, den die FAZ einmal als den "mexikanischen Herrn der Finsternis" bezeichnet hat. Das Buch ist etwas für tolerante, ausdauernde Leser. Gezielt einsetzbar.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Wilde

Der Wilde

Guillermo Arriaga ; aus dem Spanischen von Matthias Strobel
Klett-Cotta (2020)

745 Seiten
kt.

MedienNr.: 945692
ISBN 978-3-608-98321-0
9783608983210
ca. 14,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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