Die Möglichkeit von Glück

Stine fragt sich, woher die Gewalt kommt, die sie in ihrer Kindheit überall umgeben hat. Und warum niemand sie davor beschützt hat. Die 37-Jährige lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Berlin. Aufgewachsen ist sie in einer ostdeutschen Kleinstadt, Die Möglichkeit von Glück wo sie jahrelang unter den psychischen und physischen Misshandlungen ihrer kaltherzigen Mutter litt. Aber auch in der Schule erlebte sie körperliche Gewalt und Demütigungen - von Mitschülern und Lehrern gleichermaßen initiiert. In ihrer Heimatstadt muss man vor Neonazis auf der Hut sein, gleichzeitig geistern Schulmassaker durch die Medien. Als Teenager verletzt sie sich selbst, um mit dem Ganzen umzugehen. Als erwachsene Frau beginnt sie, die Vergangenheit aufzuwühlen. Sie forscht nach den Ursachen der Gewaltbereitschaft sowie des Wegschauens bzw. Nichteingreifens. Das Buch oszilliert dabei zwischen den persönlichen Erinnerungen von Stine und den allgemeinen historischen Gegebenheiten, die sie bei ihrer Recherche entdeckt. So entsteht eine fragmentarische, chronologisch nicht lineare Mischung aus Memoiren/Familienchronik und Geschichtsbuch über das Deutschland der letzten 100 Jahre. Der Erzählstil ist eher lakonisch-distanziert, aber die inhaltliche Brutalität mancher Episoden geht sehr unter die Haut. Von der Möglichkeit des Glücks erfahren wir nur einen kleinen Glimmer im letzten Kapitel.

Franziska Knogl

Franziska Knogl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Möglichkeit von Glück

Die Möglichkeit von Glück

Anne Rabe
Klett-Cotta (2023)

380 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615029
ISBN 978-3-608-98463-7
9783608984637
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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