Der Aufstand der Ungenießbaren
Mit seinem ersten Roman "Mitternachtsboogie" (1987) hat der 1957 in Zagreb geborene Edo Popovic dem Desillusionismus seiner Generation eine Stimme gegeben. Der neue Roman "Der Aufstand der Ungenießbaren" führt in die nahe Zukunft des Jahres 2020. Nach dem Zerfall des jugoslawischen Vielvölkerstaates und den blutigen Bürgerkriegen zählen "Nation, Glaube, Staat, Familie" nicht mehr. Auf Profit angelegte Wirtschaftsholdings regieren die ummauerten Städte. Draußen schließen sich die Globalisierungsverlierer zu einer zunächst gewaltlosen, doch dann auch in der Terrorspirale verfangenen Desperado-Truppe zusammen und entführen leitende Manager. Das ändert nichts, neue rücken nach. - Die Hauptfiguren des Romans, die "Fraktalfrau" und "Gärtner" genannt werden, bleiben absichtlich farblos. Wir finden sie am Ende in Madrid auf der Suche nach dem einfachen Leben. Der Roman entwirft die düstere Dystopie von einer gottlosen und kunstfeindlichen globalen Gesellschaft, in der aus der Bibel die Evangelien herausgestrichen sind und Literatur nur als verkaufte Ware interessiert: "Die Schriftsteller sind zu Handwerkern geworden und die Leser zu Käufern." Eine deprimierende, gelegentlich anstrengende Lektüre, wären da nicht Sehnsüchte, Träume, Poesie, die sich eben nicht in Zahlen messen lassen. Größeren Beständen empfohlen. (Übers.: Alida Bremer)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Aufstand der Ungenießbaren
Edo Popovic
Luchterhand (2012)
189 S.
fest geb.