Herbst

Mit "Herbst" ist nun das erste Werk der "Jahreszeiten"-Serie der schottischen Autorin übersetzt. "Frühling" und "Winter" sind bereits in englischer Sprache erschienen, "Sommer" ist in Arbeit. Als entsetzte Reaktion auf den Ausgang des britischen Herbst Referendums zum Brexit hat Ali Smith zur Feder gegriffen und lässt ihre Figuren Elisabeth, ein Mädchen, das im Lauf des Romans heranreift, und Daniel, einen alten Herrn, der sich auf seinen letzten Weg macht, die Welt analysieren. Kaleidoskopartig geschieht dies im Buch durch Bücher, die, erfragt, die Beziehung der beiden Generationen erleichtern, da sie sich durch die Stimmung, die ein gerade gelesenes Buch beinhaltet, mehr und schneller austauschen können. Die beiden treffen tatsächlich nur zweimal aufeinander: Einmal, als Daniel noch der ältere Nachbar des gerne lesenden Kindes ist, und zwei Jahrzehnte später, als Elisabeth ans Krankenbett Daniels kommt und ihm vorliest. Die Beschreibung des gegenwärtigen Alltags ist oft sichtbar bezogen auf das Großbritannien 2016, dennoch übertragen allgemeingültig für eine Zeit der Verhärtung, der mit unbedarftem Schöngeist hoffnungsvoll gegenübergetreten wird. - Der Roman spielt mit Literatur und flicht in den eigenen Erzählstrang andere Werke ein, allen voran gerne Shakespeare. Ausdrucksstark sind Wortspiele, die sich wohl nicht in Gänze aus dem Englischen übertragen ließen, jedoch noch erkennbar sind. Der Roman bricht mit gängigen Lesegewohnheiten und wird Lesern empfohlen, die sich Büchern wie Kunstwerken nähern wollen.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Herbst

Herbst

Ali Smith ; aus dem Englischen von Silvia Morawetz
Luchterhand (2019)

Jahreszeitenquartett ; 1
260 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 925396
ISBN 978-3-630-87578-1
9783630875781
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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