Die Korrektur des Horizonts
Die junge Ada wächst in Österreich bei ihrer geliebten Großmutter, einer Schneiderin, auf. Einmal in der Woche kommt die Mutter zu Besuch. Ihr Verhältnis zu Ada ist sehr distanziert, der Vater scheint Ada abzulehnen. Manchmal fragt das Mädchen
die Großmutter, warum es nicht bei den Eltern lebt. Platzmangel sei der Grund. Doch als die Schwester Anna geboren wird, verstärkt sich Adas Angst, nicht dazuzugehören. Ein Theaterbesuch des Stückes „Antigone“ als Schülerin wird für sie zum Wendepunkt. Antigones Satz: „Was wird mein Glück sein?“, lässt sie nicht mehr los. Sie besorgt sich einen Statistenjob am Theater und absolviert nach dem Abitur ein Studium zur Kostümbildnerin. Das Gefühl, heimatlos zu sein, verlässt sie nicht. Während eines Engagements an der Pariser Oper verliebt sie sich in einen älteren, verheirateten Mann. Nach kleineren Aufträgen bewirbt sie sich um eine Stelle in Berlin beim Film. Der Zusammenhalt der Crew und berufliche Erfolge geben ihr ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Doch immer wieder holt sie ein Familiengeheimnis ein. – Die österreichische Schauspielerin, Bildhauerin und Lyrikerin Minu Ghedina (Jahrg. 59) hat spät ihren Debütroman geschrieben. Ihre Sprache gleicht den bunten Stofffetzen, die die kleine Ada verzaubern. Kurze Sätze, wie hingetupft. Der spannende Entwicklungsroman gibt einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen von Theater und Film. Gerne empfohlen!
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Korrektur des Horizonts
Minu Ghedina
Otto Müller Verlag (2022)
507 Seiten
fest geb.