Madame Stern
Madame Stern, von Freunden Gisi genannt, arbeitet sich aus kleinen Verhältnissen hoch, wird Bankdirektorin, verkehrt in Österreichs High Society mit Politikern, Unternehmern und Künstlern. Von Mutter Natur nur dürftig ausgestattet - mit "wie niedergebügelt wirkenden Brüsten", mit "Säulenbeinen", "blassen, teigigen Wangen" und "farblosen, speichelfarbenen Augen" -, erscheint "Frau Direktor Stern" in der feinen Gesellschaft "stets aufgedonnert, herausgeputzt wie ein Christbaum - irgendwie total daneben!" Andererseits ist sie so "nicht zu übersehen". Sie nutzt die korrupte Gesellschaft für sich und scheitert an ihr. Ihr Verhältnis mit Minister Maiernigg, einem Emporkömmling wie sie selbst, wird ihr zum Verhängnis. Beide sind geltungssüchtig und gierig nach Anerkennung. - Peter Rosei schildert den Werdegang der beiden Protagonisten distanziert-ironisch und in betont antiquierter Sprache. In dem kurzen Roman kritisiert er die Rücksichtslosigkeit und Korrumpiertheit der etablierten österreichischen Gesellschaft. Lesern, die in ironisch altmodische Sprache verpackte Gesellschaftskritik schätzen, sehr empfohlen.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Madame Stern
Peter Rosei
Residenz-Verl. (2013)
153 S.
fest geb.