Kleine Kassa

Georg, Lehrling in einem Eisenwarenhandel, möchte der provinziellen Enge entkommen und träumt von einem Leben im sonnigen Süden. Das Pech beginnt, als er einen Koffer seines Chefs mit Schwarzgeld in die "Kleine Kassa" bringen soll. Als er im Bus Kleine Kassa ein Plakat entdeckt, auf dem ein Mädchen Werbung macht, das ihn an seine frühere Freundin Marlies erinnert, steigt er aus dem Bus aus, und es beginnt ein Laufen, Rennen, Stolpern, das ihn das ganze Wochenende in Atem halten und sein Leben durcheinander bringen wird. Denn er versäumt dadurch die Zeit, in der er den Koffer abgeben soll, zieht mit ihm durch ein Feld, entdeckt dabei eine Leiche und wird von einem Feldhüter gesichtet, auf dessen Mofa er in ein Gasthaus flüchtet, und so weiter. Danach folgt ein Fehler auf den anderen, er ist ständig auf der Flucht. Am Schluss schreibt er einen Brief an seine frühere Freundin, sagt ihr, dass er vieles falsch gemacht, aber auch vieles verloren hätte. Aber "durch diese Fehler und Verluste hindurch" hat er "einen Plan verfolgt". Er stellt fest, dass er "alles richtig gemacht hat" und macht sich auf, seinen Traum zu realisieren in einem Hotel im Süden. - Das Roadmovie packt den Leser mit seinen langen atemlosen Sätzen, seinem Fluchttempo, mit den aberwitzigen Situationen, in die sich der Protagonist hineinmanövriert. Doch man muss sich erst einmal einfinden in die verwirrenden Welten des Lehrlings, der in kurzer Zeit aus seinem vertrauten Dasein kippt, Eltern, Freunde und Job verliert und grundlos herumirrt. Wird Georg wirklich verfolgt, oder ist er paranoid? Sprachlich packend eignet sich dieser Debütroman eher für junge Erwachsene.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Kleine Kassa

Kleine Kassa

Martin Lechner
Residenz-Verl. (2014)

261 S.
fest geb.

MedienNr.: 398501
ISBN 978-3-7017-1622-7
9783701716227
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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