Maria malt
1919 als uneheliches Kind in ärmliche Verhältnisse geboren, aber mit erkennbarem zeichnerischen Talent, gelingt es Maria, in jahrzehntelangem Kampf gegen die eigenen Ansprüche, Emotionen und eine männerdominierte, kommerzialisierte Kunstwelt ihren
Weg zu gehen. In der Wiener Akademie der Bildenden Künste (1941-44) werden ihre Bilder als "entartet" bezeichnet, später z.T. als Pornographie skandalisiert; immer aber bleibt sie sich treu, das zu malen, was sie aus ihrem Inneren heraus empfindet. Ursprünglich an die Malweise der Alten Meister angelehnte Skizzen und Porträts werden immer mehr verfremdet und auf ihren sog. Körperbildern Organe oder Körperteile (über)groß, winzig oder gar nicht dargestellt. Selten malte Lassnig Auftragsbilder, nie Gefälliges oder Wiederholungen, lebte daher überwiegend in prekären, von der Mutter unterstützten Verhältnissen in Klagenfurt, Wien, Paris und New York, von wo sie 1980 einem Ruf an die Wiener Hochschule für angewandte Kunst folgt. Anhand verschiedener schriftlicher und mündlicher Quellen versucht die Autorin auf über 400 Seiten "vergangene Realität zum Leben zu erwecken". Eine lange Reise durch die Kunstszenen und Künstlergruppen in Klagenfurt, Wien, Paris und New York, Einblicke in Lassnigs inspirierende und lähmende Liebesbeziehungen, Gedankengänge und Gefühlswelten, Zeitsprünge und Ortswechsel fordern allerdings ein gewisses Maß an Konzentration und besonderes Interesse.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Maria malt
Kirstin Breitenfellner
Picus Verlag (2022)
452 Seiten
fest geb.