King Zeno

Es grenzt an ein Wunder, dass im New Orleans von 1918 die lebensbejahende und kraftvolle Jazz-Musik entsteht. Denn kurz nach dem Ersten Weltkrieg wütet in der Stadt die Spanische Grippe und fordert unzählige Tote. Außer Armut, Kriegstrauma und Rassimus King Zeno treibt in der fiktiven Geschichte um den schwarzen Jazz-Musiker Isadore Zeno auch noch ein Axtmörder sein Unwesen. Der Roman wird aus mehreren Perspektiven erzählt: Der Polizist Bill, der versucht sein Kriegstrauma und seine Eheprobleme mit dem Lösen der Axtmorde in den Griff zu bekommen, die Mafiapatin Beatrice, die mit einem größenwahnsinnigen Bauprojekt unsterblich werden will, und der junge Kornettist Isadore, der seiner eigenen Vision vom Jazz folgt. Der Autor führt die unterschiedlichen Handlungsstränge am Ende geschickt zusammen. Auch wenn dem Leser sehr früh im Buch klar wird, wer der Serienkiller ist, entwickelt das Buch einen ganz besonderen Sog. Das liegt zum einen an dem schnellen Schreibstil und zum anderen an den Parallelen zur heutigen Zeit. Mehr als 100 Jahre nach dem historischen Hintergrund des Romans sind Rassismus und Pandemien, Ausgangsperren und Polizeigewalt immer noch aktuelle Themen in den USA (und nicht nur dort). All diesen Problemen setzt der Autor die Leichtigkeit der Jazz-Musik entgegen. Nathaniel Rich gelingt ein eindrucksvoller Roman über "The Big Easy", wie seine Wahlheimat New Orleans auch genannt wird, der nicht nur Fans der Stadt oder der Musik in seinen Bann ziehen wird.

Sebastian Heuft

Sebastian Heuft

rezensiert für den Borromäusverein.

King Zeno

King Zeno

Nathaniel Rich ; aus dem Englischen von Henning Ahrens
Rowohlt (2020)

445 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 602837
ISBN 978-3-7371-0091-5
9783737100915
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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