Impfen - Für und Wider
Widerstand gegen Impfungen hat sich nicht erst durch die Corona-Pandemie entwickelt. Weltweit gibt es Gruppen, die z. B. die Masernimpfung ablehnen und es durch starke Medienpräsenz und Vernetzung geschafft haben, dass die Impfbereitschaft in vielen Ländern zurückgegangen ist. Grund dafür ist eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus darstellt, die aber später wegen mangelhafter Daten zurückgezogen wurde. Dabei spielen viele Akteure mit: das Wissenschaftlerteam mit einem prominenten Erstautor, die Redaktion wissenschaftlicher Zeitschriften und die Geldgeber von aufwändigen medizinischen Studien. Das ist ein kompliziertes Gemenge und die Schilderung der Abläufe, in die der Autor, dänischer Medizinforscher, z. T. selbst verwickelt war, verlangt einiges an Konzentration. Aber man erfährt eine Menge über die Zulassung von Impfstoffen, Durchführung und Bewertung von Studien sowie die Arbeit der nationalen und internationalen Gremien und deren Schwachstellen. Darüber hinaus wird die Schwierigkeit der Meinungsbildung in Zeiten der sozialen Medien deutlich, die ein Feind-Freund-Schema erzwingen wollen. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf den angloamerikanischen Raum, nicht Deutschland. Daher empfehlenswert für Leser/-innen, die sich eingehender mit Impfungen und Impfprogrammen auseinandersetzen möchten. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Ruth Titz-Weider
rezensiert für den Borromäusverein.
Impfen - Für und Wider
Peter C. Gøtzsche
riva (2021)
335 Seiten : Illustrationen
kt.