Jahrmarkt der Eitelkeiten
Schon vor 170 Jahren lief man Geld und gesellschaftlichem Prestige hinterher. Zumindest wenn man den Figuren in Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeit" Glauben schenkt. Der erstmals 1848 erschienene Roman ist eine Gesellschaftssatire in der Welt des Viktorianischen Zeitalters. Viele im Bürgertum strecken sich, um zu mehr Geld und mehr Achtung zu kommen. Die "strategische" Planung von Verhältnissen zwischen "höheren Töchtern" und Söhnen reicher Familien oder hochrangigen Militärs ist ein beliebter Weg. - So ergeht es auch Becky Sharp und Amely Sedley, die gerade die "Erziehungsanstalt für junge Damen" von Miss Pinkerton absolviert haben und nun auf der Suche nach einer "guten Partie" und dem gesellschaftlichen Aufstieg sind. Oft müssen beide erleben, wie erbärmlich die Welt ist: Untreue Männer, Familienkriege und Unternehmer, die von Bankrott zu Bankrott schlittern. - Vor sechzig Jahren, 1958, produzierte der damalige Südwestfunk ein Hörspiel mit den großen Stimmen der damaligen Zeit. Regie führte der legendäre Gert Westphal. - Manches wirkt heute etwas altbacken, oder liebevoll: nostalgisch. Die Romanvorlage hat allerdings, so scheint es, nichts von ihrer Aktualität verloren und schildert das zeitlose Phänomen des Strebens nach oben, manchmal ohne jede Moral. Eine besondere Empfehlung für all jene, die historische Stoffe, Satiren und klassische Hörspiele mögen.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Jahrmarkt der Eitelkeiten
William Makepeace Thackeray. Regie: Gert Westphal. [Bearb.: Fred von Hoerschelmann. Erzähler: Leonard Steckel]
Der Audio-Verl. (2018)
5 CD (ca. 293 Min.)
CD