Elbwärts

Nach etlichen Jahren kehrt der Ich-Erzähler in das Dorf seiner Kindheit in der Sächsischen Schweiz zurück. Viel ist passiert, im Dorf, bei den Menschen und auch beim Erzähler. Und doch ist alles noch so vertraut, als wäre er nur kurze Zeit fort Elbwärts gewesen. Die DDR ist schon lange Geschichte, manche sind weggezogen, andere haben sich neu orientiert oder sehen sich als Verlierer und sympathisieren mit den Neonazis. Erzählt wird auch von der Freundschaft des Erzählers mit Vito. Damals fühlten sich die beiden als Abenteurer, haben im Steinbruch Bergsteiger gespielt. Doch sie hatten nur eine Wäscheleine als Seil und Vito hat sich schwer verletzt. War das ein Unglück, Schicksal oder trägt der Erzähler die Schuld? Anders als Vito, der erfolgreich eine kleine Schreinerei führt, scheint er am Leben gescheitert, streunt barfuß durch die Landschaft und wird im Dorf schief angesehen. Sein Leben scheint vollkommen aus dem Gleichgewicht gekommen zu sein. Zusammen mit seiner Freundin und der gemeinsamen Tochter ist er gekommen, doch seine Freundin weiß kaum etwas über seine Vergangenheit. Was hat er zu verbergen oder warum will er sich nicht öffnen? Die Situation spitzt sich zu, als die Elbe über die Ufer tritt und das Dorf überschwemmt. Der Roman, hier ungekürzt und souverän von Nico Holonics gelesen, ist mit dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet worden. Es bleiben viele Fragen offen und die Handlung ist nur schwer in Realität, Erinnerung und Visionen zu trennen. Eher für ausgebaute Hörbuchbestände mit einem Publikum, das sich für deutschsprachige Gegenwartsliteratur interessiert.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Elbwärts

Elbwärts

Thilo Krause ; Lesung mit Nico Holonics
Der Audio Verlag (2020)

6 CDs (circa 418 min)
CD

MedienNr.: 602279
ISBN 978-3-7424-1675-9
9783742416759
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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