Ein vorzügliches Verbrechen
Dieses über 400 Seiten starke Kinderbuch ist ein wahres Kuriositätenkabinett: Es beginnt damit, dass Tante Schadenfreude wieder einmal die Familie zusammentrommelt, um ihre eigene Beerdigung zu proben. Alle Mitglieder der Familie Swift tragen seltsame
Namen, weil ihnen bei der Geburt jeweils ein Lexikon-Eintrag zugeordnet wird. Da gibt es die Töchter Schelmerei und Phänomen, bei denen der Name Programm ist, oder den fiesen Onkel Lauter, der mit seinem Gebrüll regelmäßig sein eigenes Kind zum Weinen bringt. Der Kriminalfall steht in diesem skurrilen Kinderbuch gar nicht so sehr im Vordergrund, denn die verschiedenen schrulligen Figuren und die seltsamen Gegebenheiten in dem riesigen alten Haus der Swifts sind schon aufregend genug. Es werden Geister beschworen und es fließt auch schon mal Blut - bei zarten Gemütern ist es wahrscheinlich besser, wenn ein Erwachsener die größten Gruselmomente begleitet. Sprachlich ist die Erzählung recht komplex, daher eignet sich das Buch auch für ältere Grundschulkinder wohl eher zum Vorlesen als zum Selbstlesen. Man erweitert dabei trotzdem ihren Wortschatz, denn viele schwierige Begriffe und Fremdwörter werden in der Geschichte eingeführt und erklärt. Außerdem ist ein nicht-binäres Kind mit von der Partie, dessen Persönlichkeit von den anderen Figuren wunderbar unaufgeregt angenommen wird. Außergewöhnlich gut!
Franziska Knogl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein vorzügliches Verbrechen
Beth Lincoln ; aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Thiele ; mit Illustrationen von Kai Schüttler
Loewe (2024)
Die Swifts ; Band 1
435 Seiten : Illustrationen, Karten
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10