Die letzte Schuld
Neben einer Münchner Kleinbürgeridylle "Am Hart" wird 1946 am Bahndamm zwischen dem angrenzenden DP-Lager und den Flüchtlingsbaracken eine Bewohnerin der Siedlung ermordet - besser hingerichtet - aufgefunden: Gundl, die Frau von Ignaz Niedermeier, dem ehemaligen Blockwart. Lydia und Billa, beide von der US Army akkreditierte Reporterinnen, kommen zufällig am Fundort der Leiche vorbei. Billa ist Jüdin und zu Kriegsbeginn in die USA geflüchtet, Lydia blieb in München, sie kennen sich aus Kinderzeiten. Dort trifft Billa auf ihren ehemaligen Freund Emil, jetzigen Kommissäranwärter in der Mordkommission (vgl. "Das doppelte Gesicht: BP/mp 21/393). Die damalige Anziehungskraft ist nicht verloren zwischen den beiden. Was hat der Mord aber mit dem Fragebogen "Entnazifizierung der Deutschen in der amerikanischen Besatzungszone" und dem Erhalt des gültigen Bezugsscheines zu tun, und vor allem mit den Leumund-Bescheinigungen, in welchen bestätigt wird, dass jemand in der Hitlerzeit Juden oder Verfolgten selbstlos geholfen hat? - Die Historikerin Heidi Rehn hat einen wunderbaren Krimi geschrieben, der mehr als spannend ist, aber noch viel mehr ist er eine wunderbare lebendige Beschreibung der Situation 1946 in München, mit den großen gesellschaftlichen Konflikten zwischen den Nazitreuen, den Überlebenden, den Flüchtenden und den Zurückgekehrten sowie der Besatzungsmacht. Ein absolut lesenswerter historischer Krimi. Sehr empfohlen!
Gabi Radeck
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die letzte Schuld
Heidi Rehn
aufbau taschenbuch (2021)
Ein Fall für Emil Graf ; [2]
364 Seiten : Karten (farbig)
kt.