Warten auf Gonzo
Eigentlich wäre Marcus Osbourne, kurz Oz, viel lieber in der Stadt nahe London geblieben. Nun wohnt er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester Meg in einem trostlosen Dorf fernab der Zivilisation. Der Handyempfang ist schlecht, nicht nur die Heizung benötigt eine Reparatur, der Bus fährt nur einmal pro Stunde und die neuen Mitschüler teilen seinen Humor nicht im mindesten. Durchgängig wird er vom Pech verfolgt, tritt unfallträchtig von einem Fettnapf in den nächsten, bis er der Schule beinahe verwiesen wird. Doch seine Schwester Meg bringt endgültig alles ins Wanken. Als Oz und seine Eltern herausfinden, dass die Siebzehnjährige schwanger ist, wird der Familienalltag gehörig auf den Kopf gestellt. Die Mutter rät zur Abtreibung, doch Oz hat sich schon einen Namen für das Ungeborene ausgedacht: Gonzo. Wie wird Meg sich entscheiden? Zumindest kann Oz die Freundschaft seines Mitschülers Ryan gewinnen, mit ihm in eine Fantasyromanwelt eintauchen, Musik hören und schließlich sogar eine Straftat im Dorfpub des charismatischen Dorfwirts vereiteln. - Mit dem Titel spielt der Autor auf Samuel Becketts "Warten auf Godot" an. Doch im Gegensatz zu dem renommierten Theaterstück, in dem sich fast nichts ereignet, geschieht im vorliegenden Buch eine ganze Menge. Unablässig kommt es zu überraschenden Ereignissen und unvorhergesehenen Wendungen. Oz wirkt wie ein trauriger, tölpelhafter Clown, der all diese Turbulenzen unbeabsichtigt herbeiführt. Unter der heiteren Oberfläche offenbaren sich tragische Dramen, die der einsame Schüler durchstehen und durchleiden muss. Eine gleichsam humorvolle, melancholische und tiefgründige Geschichte über einen Teenager auf der verzweifelten Suche nach Halt und Orientierung. (Übers.: Anne Brauner)
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Warten auf Gonzo
Dave Cousins
Verl. Freies Geistesleben (2016)
303 S.
fest geb.