Hagel auf Zamfara

In zwölf Geschichten erzählt Sefi Atta von Menschen, die wie sie aus Nigeria stammen. Sie leben in Lagos, in London oder in den USA, einige sind arm, andere privilegiert. Die erste Geschichte, "Wundertäter", erzählt vom pfiffigen Autoschlosser Hagel auf Zamfara Makinde, dessen Werkstatthof seit Kurzem von Mitgliedern der Born-Again-Gemeinde bevölkert wird. Sie glauben, in einem Ölfleck auf der Scheibe eines Autos eine Marienerscheinung zu erkennen - für Makinde die Gelegenheit, Eintritt zu verlangen und dadurch den größten Gewinn seines Lebens macht. In der "letzten Reise" beschließt eine Frau, ihren gefährlichen Job aufzugeben. Sie verschluckt Heroinballons, um sie für einen Dealer in alle Welt zu transportieren. Eine ausgebildete Krankenschwester verlässt Nigeria und findet in den USA eine - illegale - Beschäftigung als Kindermädchen einer "Familie in Amerika". Attas Erzählungen thematisieren die z. T. naive Gläubigkeit und die traditionelle Lebensweise ihrer Landsleute. In ihrer klaren einfachen Sprache verleiht Atta ihren realistisch gezeichneten Figuren eine Stimme, die nach Gerechtigkeit schreit: Ausländische Ölkonzerne haben die landwirtschaftliche Existenzgrundlage der Einheimischen geraubt. Wer überleben will, muss kriminell werden, das Land verlassen oder sich in religiöse Heilslehren flüchten. Ein Fazit, das weniger als Anklage denn als Ansatz zum Dialog gemeint ist.

Adelgundis Hovestadt

Adelgundis Hovestadt

rezensiert für den Borromäusverein.

Hagel auf Zamfara

Hagel auf Zamfara

Sefi Atta
Hammer (2012)

378 S.
fest geb.

MedienNr.: 571698
ISBN 978-3-7795-0373-6
9783779503736
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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