Das Wasser des Sees ist niemals süß

In der Peripherie von Rom lebt die Familie in einem 20 qm Raum: die Mutter Antonia, Sohn Mariano, die zwölfjährige Gaia und die Säuglingszwillinge. Der Vater ist querschnittsgelähmt; bei einer Schwarzarbeit verunglückt und somit gibt es keine Das Wasser des Sees ist niemals süß Hilfen. Die resolute Mutter Antonia bringt die Familie mit Putzarbeiten durch. Gaia leidet unter der Situation; ihre Mutter erklärt ihr, dass sie nur mit besserer Bildung auch ein besseres Leben zu erwarten habe. Die Familie zieht nach Anguillara am Braccianosee 35 km nördlich von Rom. Gaia besucht aber weiterhin die Schule in Rom, hat also das tägliche Pendeln in Kauf zu nehmen. Trotz der Mühen und des Mobbings - allein schon wegen ihrer roten Haare und der ärmlichen Kleidung - hält sie durch. Sie besteht im Gymnasium und fängt ein Studium an. Und sie fängt an sich zu wehren. Zu Hause gibt es immer wieder Auseinandersetzungen. Gaia sucht sich ihre Freiheiten mit Gleichaltrigen aus der Kleinstadt. Die Aktivitäten der jungen Leute sind dabei öfters kriminell. Als Gaia nach gutem Studienabschluss keinen Job erhält, wie Unzählige andere in Italien, nimmt ihre Frustration überhand ... - Die Icherzählerin Gaia seziert das Land Italien geradezu. Die Missstände werden in dieser Geschichte durch das Erleben dieses jungen Menschen plastisch augenscheinlich. Die Autorin erklärt zum Schluss, dass sie Teile der Geschichte selbst erlebt - sie lebte in Anguillara, studierte in Rom Philosophie und bekam anschließend keine Arbeit - und ansonsten im Umfeld gesehen und gehört hat. Eine sehr eindringliche Geschichte, die öfters betroffen macht, teilweise auch wegen der gelegentlichen Radikalität des Geschehens. Die Figuren sind einprägsam, neben Gaia v.a. ihre Mutter. Es ist keine reine Unterhaltungslektüre, wohl aber eine sehr interessante Geschichte, die mit Gewinn zu lesen ist.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Wasser des Sees ist niemals süß

Das Wasser des Sees ist niemals süß

Giulia Caminito ; aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Verlag Klaus Wagenbach (2022)

314 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750852
ISBN 978-3-8031-3349-6
9783803133496
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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