Die Türken vor Wien
Auch nach der ersten, erfolgreich abgewehrten Belagerung Wiens 1529 bestand die begründete Angst vor einer fortschreitenden Eroberung Europas lange Zeit weiter. Denn das stetige Vorwärtsdrängen der Türken, die mit der Einnahme Konstantinopels 1453
das Ende des Oströmischen Reiches herbeigeführt und sich anschließend große Gebiete auf dem Balkan einverleibt hatten, führte unter ihrem Herrscher Süleyman I. (1520-1566) zur größten Ausdehnung des türkischen Herrschaftsgebietes auf europäischem Boden. Dieser Siegeszug konnte erst nach der wiederum erfolglosen Belagerung Wiens durch den Großwesir Kara Mustafa (1683) und den Befreiungsschlag durch die siegreiche Schlacht am Kahlenberg (Koalition aus Kaiserlichen, Polen und Reichsfürsten) gestoppt werden. In einem breitgefächerten Panorama bleibt der Historiker Klaus-Jürgen Bremm jedoch nicht bei diesen historischen Großereignissen stehen, sondern widmet sich auch den Seekriegen im Mittelmeer (Eroberung von Rhodos 1522, erfolglose Belagerung Maltas 1565), die letztlich erst mit der siegreichen Seeschlacht bei Lepanto (1571) durch die Heilige Liga beendet wurden und den Mythos von den unbesiegbaren Osmanen in Wanken brachten. Zuletzt beschäftigt sich der Autor mit den russisch-türkischen Kriegen - u.a. mit dem Krimkrieg -, die schließlich den Niedergang des Osmanischen Reiches herbeiführten. - Trotz der gut verständlich analysierten Ausführungen ist das Buch wegen seiner Detailliertheit nur besonders interessierten Lesern zu empfehlen.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Türken vor Wien
Klaus-Jürgen Bremm
wbg Theiss (2021)
462 Seiten : Illustrationen, Karten
fest geb.