Strichcode
Die Autorin erzählt von einer Kindheit im Ungarn des "Gulaschkommunismus", von Jugendlichen, die von einem schönen Leben jenseits der Grenze träumen und sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in einem Leben wiederfinden, das völlig neuen Regeln folgt. Der Strichcode, Titel einer Erzählung, war der Barcode der Produkte, die in den achtziger Jahren aus dem Westen ins sozialistische Ungarn kamen. Sein Aufdruck machte z.B. Dosen zu begehrten Sammelobjekten. Toth verarbeitet eigene Erfahrungen und Erinnerungen zusammen mit fremden Geschichten: "Ich bin eine Sammlerin. Ich habe jede Menge Bilder zusammengetragen, und ich verwende auch gern Geschichten anderer Leute." Ihre Geschichten sind verblüffend, machen nachdenklich, bringen einen zum Schmunzeln. Auch ihre Sprache und ihre Bilder sind ungewöhnlich: Der erste Bikini ist "das rote Oberteil aus zwei Dreiecken und hinter den Dreiecken nichts", über alte Menschen bemerkt sie, "ihre Fersen sind wie der Rand beim Käse". Als der Vater der Erzählerin krank darnieder liegt, geben seine Narben der Tochter Anlass zu Nachforschungen und bringen die Geschichte einer verhinderten Republikflucht ans Licht. Literarisch anspruchsvollen Lesern sehr empfohlen. (Übers.: Ernö Zeltner)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Strichcode
Krisztina Tóth
Berlin-Verl. (2011)
205 S.
fest geb.