Buch ohne Bedeutung
Robert Schneider kokettiert mit dem Titel seiner illustren Sammlung kurzer Erzählungen, die alle zwei Seiten nicht übersteigen, und nimmt damit einer Kritik, die die Sinnfrage der Lektüre stellen würde, den Wind aus den Segeln. Sich demnach nicht mehr damit beschäftigen zu müssen, macht den Blick und das Hirn frei für eigene Sinngebung. So diskutieren zwei Schuhe über rechts und links und die Relevanz dessen in der Politik, eine ins Erdbeerbeet gefallene Zitrone muss sich Kritik aussetzen, ein Obdachloser gibt einem Jugendlichen wichtige Impulse, Alltagsbeobachtungen von Alltagsmenschen - man hat den Eindruck, Schneider fabulierte einfach, wozu er Lust hatte und wozu ihm gerade Gedanken in den Sinn kamen. Er kann diese in Literatur umwandeln und versetzt uns damit nach China, New York, Vorarlberg oder ins Märchenland. Eine bunte Mischung bietet sich da, die häppchenweise zu sich genommen werden kann - einfach so, zur Unterhaltung, als Impuls, über große Themen der Welt nachzudenken, oder um selbst die Schranken des eigenen Denkens aufzubrechen. Die Bedeutung ist nicht vorgegeben - die Geschichten mögen so kurz sein, damit die Lesenden genügend Platz haben, diese aufzufüllen. Das kann Freude bereiten.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Buch ohne Bedeutung
Robert Schneider
Wallstein Verlag (2022)
212 Seiten
fest geb.