Eine Weihnachtsgeschichte
Ebenezer Scrooge hasst Weihnachten. Er gönnt sich und anderen nichts, lehnt eine Einladung seines Neffen zum Festessen ab, weist Spendensammlern die Tür und will seinem schlecht bezahlten Angestellten nicht einmal zu Weihnachten Urlaub gewähren.
Da taucht in der folgenden Nacht die Gestalt seines verstorbenen Geschäftspartners Marley auf und kündigt ihm den Besuch dreier weiterer Geister an. Diese sollen ihn zur Weihnachtsfreude bekehren und somit sein Leben retten. Der erste Geist zeigt Scrooge dessen Vergangenheit, der zweite Geist besucht Orte in der Gegenwart und der dritte Geist offenbart ihm eine mögliche und bedrohliche Zukunft. Mit Schrecken erkennt Scrooge all seine Fehler, kommt zur Besinnung und gelobt, ein besserer Mensch zu werden. Von Freude und Dankbarkeit erfüllt, wird er der gutherzigste Mensch weit und breit. - Illustriert wird Charles Dickens' berühmte Weihnachtsgeschichte von dem italienischen Maler und Autodidakten Roberto Innocenti. Seine detailreichen Darstellungen des beschwerlichen, aber dennoch von Fröhlichkeit erfüllten Alltags in den Straßen von London erinnern an Wimmelbilder. Viele kleine Szenen fügen sich zu einem großen Ganzen. Daneben finden sich im Buch auch sehr stille und innige Bilder, wie z.B. das einer Familie beim Weihnachtsessen. Trotz Gehbehinderung eines Kindes, trotz Armut und trotz Angst vor der Zukunft lässt sich die Familie die Freude an der Weihnacht nicht nehmen. Innocenti hat den gegensätzlichen Alltag im London des 19. Jahrhunderts und die allmähliche innere Wandlung des geizigen Scrooge sehr gut herausgearbeitet. - Das Buch wendet sich nicht nur an Kinder, sondern gerade wegen seiner meisterhaften allegorischen Bilder auch und besonders an Erwachsene. Sehr empfehlenswert.
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.

Eine Weihnachtsgeschichte
Charles Dickens. Ill. von Roberto Innocenti
Gerstenberg (2015)
152 S. : zahlr. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10