Als wir Adler wurden
Jannik und die Kinder aus seiner Straße sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Am liebsten spielen sie Rollenspiele, die sich Janniks Bruder Bo ausdenkt. Eines Tages startet Bo ein Spiel, in dem Kinder zu "Adlern" werden. Wer der Gruppe der Adler angehört, muss sich an bestimmte Regeln halten und Voraussetzungen erfüllen. Bo bestimmt, wie sich diese Gemeinschaft definiert. Mit jedem Spielzug zwingt Bo seine jüngeren Mitspieler, sich Regeln zu unterwerfen, die andere Menschen ausgrenzen. Janniks beste Freundin Loni soll nicht mehr dazugehören, denn das Mädchen ist dunkelhäutig. Wolfram Koch erzählt die sehr geschickt auf zwei Ebenen aufgebaute Geschichte spannend und interessant. Während Jannik aus der Kindersicht zunächst die rigiden Regeln seines großen Bruders nicht hinterfragt, sieht der Hörer bei der zweiten Erzählebene die Risse in den Argumenten sehr schnell. Diese zeigt den Konflikt der Erwachsenen in der Druckerei, bei der Bo arbeitet. Hier geht es um die Rechte der Arbeitnehmer, die verteidigt werden müssen. In beiden Erzählsträngen geht es um Gruppenzugehörigkeit, Verständnis für die andere Seite und die schnell überschrittene Grenze zum Unrecht. Die Parallelen zum Dritten Reich sind gewollt, es wird gezeigt, wie verführbar Menschen (egal welchen Alters) sein können. Man muss sehr genau zuhören, um die Zusammenhänge zu erkennen. Aber das Stück regt zum Dialog an und kann sehr gut in Gesprächskreisen oder in Gruppen eingesetzt werden. In allen Büchereien eine sehr gute Bestandsergänzung.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
Als wir Adler wurden
Uticha Marmon ; gelesen von Wolfram Koch
sauerländer audio (2020)
1 mp3-CD (circa 336 min)
mp3-CD
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10