Der Hals der Giraffe

Ein geordnetes Leben bedeutet für Inge Lohmark alles. Seit Jahren, besser seit Jahrzehnten, ist sie für den Biologieunterricht an einer Kleinstadt in Vorpommern verantwortlich. Sie verfolgt ihr - mittlerweile ziemlich unzeitgemäßes - Unterrichtsmodell Der Hals der Giraffe und hat für andere Kollegen und vor allem die Schüler nur Verachtung übrig. Dabei hängt an der Schule ihre Existenz. Und da es an Schülern mangelt, soll die Schule in Kürze ihre Tore für immer schließen. Inges Mann züchtet Strauße, nachdem er seinen Posten in der genossenschaftlichen Rinderzucht verloren hat. Die gemeinsame Tochter ist in die USA geflohen und es besteht kein nennenswerter Kontakt mehr zu ihr. Auch auf die Hörer wirkt Inge nicht gerade sympathisch. Ihre Vorliebe für Evolution führt zu sozial-darwinistischen und politisch alles andere als korrekten Ansichten und Äußerungen. Schließlich kann nur aus dem etwas werden, der sich - wie schon die Giraffe - immer wieder nach oben streckt. Und es kann nicht sein, was nicht sein darf. Dagmar Menzel liest die Vorlage so gekonnt wie distanziert. Und Distanz zeichnet auch das Leben der Protagonistin für ihre Umwelt aus. Die Buchvorlage war auch auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2011 vertreten. Für literarisch interessierte und kritische Hörer zu empfehlen.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Hals der Giraffe

Der Hals der Giraffe

Judith Schalansky. Mit Dagmar Manzel
Der Audio Verl. (2011)

4 CD (ca. 298 Min.)
CD

MedienNr.: 570146
ISBN 978-3-86231-129-3
9783862311293
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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