Die Lüge
Nach dem Tod seiner Mutter wird der fünfjährige Mikita von seinem Onkel Slawa adoptiert. Seinen Vater hat Mikita nie kennengelernt und so werden Slawa und dessen Partner Lew seine Eltern. Für den Jungen ist es in Ordnung, mit den beiden Männern zu leben: Slawa ist Zeichner und sieht sich selbst als Künstler, Lew ist Arzt und manchmal etwas kleinlich. Als Mikita in die Schule kommt, beginnt die „Lüge“, denn Regenbogenfamilien sind in Russland nicht akzeptiert. Also wird Lew gern als Slawas alter Schulfreund ausgegeben, gemeinsame Fotos oder Regenbogenfahnen müssen vor den wenigen Besuchen versteckt werden. Mikita fällt dieses Verheimlichen nicht leicht, er hat Schwierigkeiten, damit umzugehen. Erst als ein zweiter Junge, den Mikita im Waisenhaus kennenlernt, in das er Slawa begleitet, in die Familie kommt, ändert sich das Verhältnis. Doch Mikita stellt auch fest, dass er zwar mit einem Mädchen anbändelt, ihn Jungen aber mehr faszinieren. Ist er schwul geworden, weil er schwule Eltern hat? Wir begleiten Mikita rund zehn Jahre lang, erleben seine Kindheit und Pubertät und bekommen einen Eindruck, dass Homosexualität noch immer keine Selbstverständlichkeit ist - auch und gerade in Russland. Schauspieler Lennart Thomas liest die Romanvorlage ungekürzt. Ein ebenso unterhaltsames wie wichtiges Hörbuch, das gerade auch jugendliche Hörer/-innen ansprechen wird. Sehr zu empfehlen.
Felix Stenert
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Lüge
Mikita Franko ; gelesen von Lennart Thomas ; aus dem Russischen von Maria Rajer
steinbach sprechende bücher (2022)
2 mp3-CDs (circa 573 min)
CD