Der rote Jaguar
1985, kurz vor dem Jugoslawienkrieg, gehen Karim und sein General Starovic in den Ruhestand. Karim flieht mit Familie nach Wien und mutiert zu einem begnadeten Koch, wird reich und unterstützt seine Freunde in der Heimat. Den General aus Sarajewo will Karim ebenfalls nach Wien holen. Doch der lehnt ab, schickt stattdessen Tochter und Schwiegersohn Zoran (der Ich-Erzähler), die nie mehr nach Sarajewo kommen. Bis eines Tages eine Ausstellung über Punk Ende des 20. Jh. in Jugoslawien stattfindet. Zoran soll als Fotograf entscheidend dabei mitwirken. Er fährt hin, erinnert sich an seine Jugendzeit und ein skandalöses Konzert der Gruppe Albert Fish. An Zorans Geschichte schließt sich die von Cumur an. Er erzählt von Kindheit und Jugend im kommunistischen Jugoslawien. Gemeinsam mit Frau Evangelina bekommen sie Herkul, geistig behindert und zurückgeblieben. Cumur (ebenfalls Ich-Erzähler) berichtet von seinen Erlebnissen im Jugoslawienkrieg und dem Aufstieg bis zum General. Auf einer Küstenstraße kreuzen sich beide Erzählungen: Im roten Jaguar überfährt Zoran Herkul. Es kommt zu nationalistischen Zusammenstößen und Gewalttaten. - Ein Buch über Nationalismen und die Gefahr, dass sich diese jederzeit in Gewalt entladen können.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der rote Jaguar
Miljenko Jergovic ; aus dem Kroatischen von Brigitte Döbert
Schöffling & Co. (2021)
190 Seiten
fest geb.